Ferdinand (fka Left Boy)

Ferdinand beim Altheimer Open-Air

„Alles ist vergeben“ heißt das neue und erste deutsche Album von Ferdinand. Es ist das Ergebnis einer langen Reise des Musikers aus Wien. Eine, die ihren Anfang bereits im Jahr 2018 nimmt. Da veröffentlicht der Rapper mit „Bitte brich mein Herz nicht Baby“ nämlich seinen ersten Hit in deutscher Sprache. Spontan, aus dem Moment heraus entstanden und ebenso der Start für etwas Neues.

Ein Neubeginn nach einer beispiellosen Karriere, die im Grunde gleich ganz oben beginnt. 2011 droppt der Newcomer mit „Jack Sparrow“ aus dem Stand einen Hit, auf den das folgt, was man guten Gewissens einen waschechten Hype nennen kann – inklusive zwei Alben in den Top 3 der Charts, Shows für tausende von Menschen und ein internationales Standing, von dem andere nur träumen können. Einerseits. Aber andererseits eben auch immer wieder Kritik an dem überbordenden Ego und den englischen Interviewantworten des designierten Stars.

Als „Bitte brich mein Herz nicht Baby“ erscheint, gehen Ferdinand fka Left Boy und sein Label getrennte Wege. Ab jetzt ist der Rapper ein free agent, dem ein komplizierter Ruf vorauseilt: Ein künstlerischer Tausendsassa, überall und nirgends, all over the place, im Chaos zuhause, genial und wahnsinnig zugleich. Ferdinand fka Left Boy lässt das alles hinter sich und geht wieder zurück an den Anfang. „It was great to take matters in to my own hands and to feel the results. That was something I was missing. I was getting back in touch with myself and what I was doing”, erinnert sich Ferdinand fka Left Boy.

Das heißt auch, dass er zum ersten Mal wirklich in Erwägung zieht, das mit dem Rappen auf Deutsch auch über den einen Achtungserfolg hinaus zu versuchen. Auf die Neuausrichtung folgen ab 2021 schließlich nur noch deutschsprachige Songs. „For the longest time it felt like a complete no-go to do anything in German”, erklärt Ferdinand fka Left Boy. „But it turned out to be this incredibly exciting and fun opportunity to make music that mixes everything, even languages. A carefree and dadaistic experience I have enjoyed very much.”

Was für andere nach extremen Radikalschlag und Kehrtwende klingt, ist für Ferdinand fka Left Boy nur die logische Konsequenz aus dem steten Wandel und der ständigen Veränderung in seinem Leben und seiner Kunst. „The one thing that I’ve always tried to do is to explore. That’s probably one of the most important aspects in making music to me is finding those combinations that are fresh and unknown. If there’s a signature style I’d apply to myself, it would be that exploration. My dream legacy would be, that I managed to jump into all sorts of different genres and styles and made interesting music that has value. Making German music is just in extension of that.”

Das Ergebnis dieser Erkenntnis trägt den Namen „Alles ist Vergeben”. „The songs reflect were I’m at in my life musically and the title reflects where I’m at personally. A constant effort towards no regrets, no bad feelings, and leaving nothing unresolved.” Produziert von Ferdinand fka Left Boy selbst, MNPHB, Palazzo sowie Miksu / Macloud zieht sich genau dieser luftig-leichte und gleichermaßen optimistische Vibe auch durch die zehn Tracks des Albums.

Da ist zum Beispiel das obligatorische Intro „Ich bin back“ – eine synth- und basslastige Selbstbeweihräucherung, welche die Höher-Schneller-Weiter-Attitüde augenzwinkernd mitdenkt.

„Mein Baby“ ist eine Hyperpop-Hommage die trotz flirrendem Kitsch und zuckersüßer AutoTune-Hook die Haltung bewahrt, während „Bad Bitch“ einer vibenden Verbeugung vor der besseren Hälfte gleichkommt.

Nachdem Ferdinand fka Left Boy sich mit „Diamant“ ein neues, gesundes Leben manifestiert, könnte man meinen, dass das Album eine ernste Wendung nimmt, aber dann kommt mit „Nice“ schon eine smoothe Standortbestimmung, die nicht mehr als eine gute Zeit will. „2 Step“ macht seinem Namen mit Uptempo-Beats und Basslines Marke UK alle Ehre und fungiert – genau wie der House-Stomper „Josephine“ – als Soundtrack für schweißtreibende Clubnächte.

Im Dezember 2022 startet kurz nach dem Release außerdem „Thank You Left Boy a tour by Ferdinand”, bei der Ferdinand fka Left Boy während zwölf Terminen in Deutschland und Österreich das neue Album, aber auch altes Material präsentieren wird.